Pilotprojekt Grabneralm: Herdenschutz für kleine Herden

Wie bereits berichtet, haben wir im Vorjahr, begleitend zur Ausbildung "Landwirtschaftlicher Facharbeiter mit Schwerpunkt Alpung und Behirtung", das Projekt Herdenschutz für kleine Wiederkäuer in kleinen Herden auf der Grabneralm durchgeführt. Das Projekt fußt auf einer gemeinsamen Projektidee von Österreichzentrum Bär, Wolf, Luchs, der HBLFA Raumberg-Gumpenstein und der LFS Grabnerhof und wurde von Mag. Klaus Pogadl, Dr. Albin Blaschka, ÖZ und Reinhard Huber, HBLFA Raumberg-Gumpenstein, abgewickelt. Als "Projektherde" wurden unsere eigenen Schafe (Herdengröße: 22 Mutterschafe, 4 Lämmer, 1 Widder) herangezogen, die Lämmer wurden kurz vor Ende der Weidesaison verkauft.

Ausgangsdaten: 

  • Das Projektvorhaben

Versuch Entwurf Weidesystem für kleine Herden (unter 100 Tieren)

Kombination Koppelwirtschaft und Tierbetreuung mit Nachtpferchen

Erfüllung Anforderungen und Möglichkeiten Herdenschutz

  • Grabneralm (Nähe Admont, Steiermark)

27 Schafe, ca. 40 Milchziegen und ca. 45 Rinder

Futterfläche 47 ha, Gesamtfläche von 205 ha

touristisch erschlossen (Wanderwege, zwei bewirtschaftete Hütten)

  • Fragen im Projekt

Aufwand, Tätigkeiten, Kosten für Herdenschutz-Maßnahmen

Auswirkungen Tiere - Gewichtsentwicklung (Daten noch nicht ausgewertet)

Als Berechnungsbasis wurden während 12 vollen Wochen der Weideperiode die für die Schafe verwendeten Stunden herangezogen.

Materialbedarf, Arbeitszeit und Lohnkosten

  • Material

Kosten eingesetztes Zaunmaterial - Neuanschaffungspreis:

8 Euronetze 1,08 m Höhe á ca. € 95,00 760,00 €
100 Glasfiberstäbe (Verstärkung), Pkg. á 10 Stk. ca. € 50,00 500,00 €
400 Clips für Gasfieberstäbe 160,00 €
1 Zaungerät Gallagher S 400 900,00 €
3 Erdungspfähle, Kabel, Zubehör 60,00 €
Summe: 2.380,00 €

  • Arbeitszeit für den Herdenschutz
Tätigkeit

  Stunden insgesamt    12 Wochen

Ø Wochenarbeitszeit (h)

Minimalanforderung, gerundet (h)

Tieraufsicht/-beobachtung 109,85 9,15 9,00
Tierbehandlung (ohne Wiegung und Kühe) 9,00 0,75
Wasserversorgung 16,00 1,33 1,00
Wegzeit 24,70 2,06
zusätzliche Weidepflege 67,00 5,58
Zaunbau 106,90 8,91 9,00
Zaunwartung 69,35 5,78 6,00
Summe: 402,80 33,57 25,00
  • Lohnkosten

Um hier die Vermischung mit anderen Tätigkeiten des Hirtenpersonals und der damit vebundenen Kosten zu vermeiden, wurde der Stundensatz Maschinenring "Wirtschschaftliche Betriebshilfe" (=18,50€) zur Berechnung herangezogen. Somit ergeben sich

33,57 Stunden pro Woche € 621,04 (25 Std. - € 462,50)
12 Wochen € 7.452,54 (€ 5.550,00)

Legt man diese Kosten nun auf unsere Herde und dann auf das einzelne Tier um, ergibt sich ein beachtlicher Betrag, der für den Basisschutz aufgebracht werden muss:

                 

Anteilige Materialkosten (Nutzungsdauer 4 Jahre) € 595,00
Lohnkosten € 7.452,54
Summe € 8.047,54

                   umgelegt auf 27 Schafe                 € 298,05 pro Tier und Jahr!!         

Bis ca. 50 Tiere würden die Gesamtkosten wahrscheinlich nahezu gleich bleiben, weil die Koppelgröße und damit das Zaunmaterial ausreichen würden. (Bei 50 Schafen wäre man dann bei € 160,95/Tier). Die durchschnittliche Herdengröße beträgt bei uns in Österreich jedoch 25 Tiere und sehr viele Tierhalter haben ihre kleine Eigentumsalm (bzw. ein Auftriebsrecht) für die Sommerweide und wollen diese Flächen logischerweise nutzen.

 

Wenn davon ausgeht, dass bei ständiger Anwesenheit eines oder mehrerer Wölfe im Bereich dieser Alm ein Stall, eine ständige Behirtung oder auch der Einsatz von Schutzhunden erforderlich sein dürften, wenn niemand vom Maschinenring gewonnen werden kann, der täglich auf die Alm fährt und diese Tätigkeiten verrichtet und somit ein ständiger Hirte und für diesen auch Unterkunft und Verpflegung erforderlich sein würde, kann man davon ausgehen, dass sich diese Beträge noch beträchtlich steigern.

Für mich ergibt sich daraus auch die Frage, ob wir uns Almwirtschaft in Zukunft leisten wollen und auch können und vor allem die Frage, wer diese Kosten übernehmen soll (wird)? Wenn wir, und mit wir meine ich neben der Bauernschaft auch den Tourismus, weiterhin gepflegte Almlandschaft genießen wollen, Tiere für eine bessere Gesundheit und Vitalität auf die Alm auftreiben wollen, Weideflächen als Futterflächen für unsere Tiere wollen und mit der Almwirtschaft zum Schutz vor Lawinen und Vermurungen beitragen wollen, sollte diese Frage schnellstmöglich Thema für Politik, Bauernvertreter und Tourismusverantwortliche werden und vor allem schnellstmöglich eine praktikable Lösung gefunden werden, bevor es für unsere Almen zu spät ist!

Christian Forstner

                                

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