Jobshadowing an der Kjaergard Landbrugsskole Pädagogische und landwirtschaftliche Eindrücke aus Dänemark
Erasmus+ bietet Lehrerinnen und Lehrern die Möglichkeit zum Jobshadowing, dem „über die Schulter gucken" bei Kolleginnen und Kollegen an Landwirtschaftsschulen in anderen EU- Ländern. Nachdem 2024 Lehrkräfte von 9 dänischen Schulen und 2025 15 Schüler am Grabnerhof zu Gast waren, wurde nun der Gegenbesuch absolviert.
Dänemark ist ungefähr gleich groß wie Österreich, hat jedoch nur halb so viele Einwohner, nahezu 65% agrarische Nutzfläche und nur rund 12% Wald. Die Flächen werden sehr intensiv bewirtschaftet, die Betriebe sind um einiges größer als bei uns, doch der gravierendste Unterschied besteht darin, dass sich der dänische Bauer seine Farm zuerst einmal kaufen muss (gegebenenfalls auch von seinen Eltern).
Unsere Reise führte uns unter anderem zu einer Dairyfarm mit rund 1200 Milchkühen der Rasse Jersey. Das Besitzerpaar, beide um die 30 Jahre alt, erwarb die Farm vor 8 Jahren um rund 20 Millionen Euro und modernisierte danach noch kräftig. So kam neben der Errichtung von Güllelagerstätten, der Befestigung der Hofflächen oder auch dem Ausbau der Futterlager ein neuer Abkalbestall mit rund 400 Plätzen dazu. Bewirtschaftet werden 500ha Eigengrund und ca. 350ha Pachtflächen. Das Farmerpaar konzentriert sich auf das Management in und um den Stall, unterstützt von digitalen Unterstützungssystemen, wie beispielsweise das auch am Grabnerhof verwendete Monitoring Programm SenseHub. Das Melken der Herde (10.500kg Stalldurchschnitt, über 6% Fett) im Doppel- 24er Melkstand, sowie das Füttern und die Betreuung der Tiere übernehmen Hilfskräfte aus 3 Kontinenten, ihr Lohn liegt zwischen € 4.000,- und € 4.500,- 12 x pro Jahr. Unterkünfte werden bereitgestellt. Alle Feldarbeiten inclusive Management werden an Dienstleistungsfirmen ausgelagert, um Kosten zu sparen.
Auch einen derartigen Dienstleister haben wir, gemeinsam mit einer Klasse der Landwirtschaftsschule, besucht. Der Besitzer appellierte dabei eindringlich, die Schulzeit gut zu nutzen. Mathematik, Betriebswirtschaft, ja das gesamte Management muss sonst schmerzlich unter großen persönlichen Verlusten nacherlernt werden.
Die Schulausbildung muss dazu natürlich auf die Bedürfnisse abgestimmt sein. Anders als bei uns sind die Schülerinnen und Schüler um einiges älter und arbeiten parallel schon auf einem Betrieb. Halb- oder einjährige Arbeitszeit wechselt dabei mit ebenso langer Schulzeit, die in Theorie und Praxis gegliedert ist. Neben den Kernbereichen Betriebswirtschaft und Management werden fundierte Kenntnisse über Tierhaltung und Pflanzenbau vermittelt. Die Praxis umfasst Tierbeurteilung, Klauenpflege, Melken, Besamungskurs, Füttern, ... aber auch den Umgang mit moderner Technik. Hier gehören der Drohnenführerschein, die Arbeit mit der schuleigenen Lastendrohne oder dem autonomen Rübenvereinzelungsgerät sowie der Einsatz von GPS in der Landwirtschaft zum Ausbildungsprogramm.
Viele Schüler wohnen im Internat. Verteilt über das ganze Gelände gibt es mehrere Wohneinheiten, die von den Insassen selbst in Schuss gehalten werden müssen. Für die gesamte Anlage gibt es nur eine Reinigungskraft!! Gemeinschaft wird großgeschrieben. Gemeinsames Singen oder Gesellschaftsabende stehen mehrmals pro Woche am Programm.
Nicht zuletzt konnten wir auch Eindrücke von Landschaft und Lebenskultur gewinnen. Besonders faszinierend war der Aufenthalt auf Mandø, einer Insel im Wattenmeer. Bei Ebbe gelangt man mit dem Auto hin, allerdings soll dann die einlaufende Flut nicht übersehen werden. Krasser Gegensatz dazu dann der Vejers - Strand an der Nordsee, kilometerlange weiße Sandstrände mit viel Tourismus. Gewohnt haben wir in Ribe, der ältesten Stadt Dänemarks, natürlich mit Vikingermuseum.
Einiges aus den gewonnenen Eindrücken lässt sich auch zu Hause umsetzen. Vor allem aber Schülerinnen und Schüler wollen wir ermuntern, unsere Kontakte zu nutzen und über die gut geförderten Programme der EU selbst den Schritt ins Ausland zu wagen, sei es im Rahmen von Projekten, aber auch in Form der Ableistung der geforderten Fremdpraxis zwischen 2. Und 3. Schuljahr.
Weitere Bilder dieser Reise finden Sie auf unserer Facebook Seite: Grabnerhof Freunde








